Montag, September 25, 2006

Landpartie auf Messers Schneide

Da hab ich mich wieder belatschern lassen. Mein Herz krawallt mir seit Wochen die Ohren voll, sie will unbedingt mal in die Heide und dieses blaue Unkraut angucken. Was mach ich also als rückgratloser Lebensabschnittsbegleiter der die Heide strunzendoof findet ? Ich organisier das irgendwie, damit ich endlich meine Ruhe hab. Den Misserfolg vor Augen mietete ich ein Auto. Da ich Stammkunde bin, wurde mir für einen Spezialpreis ein schnittiger Renault Megane Cabrioletroadster, oder wie das Ding auch heisst, überlassen.

Viele werden jetzt sagen, wie jetzt? Da hat er eine Flachlegschüssel par excellence und ihm fällt nichts besseres ein, als seine Olsch auf den Beifahrersitz zu frachten? Ja, genau so ist das und so find ich das richtig.

Also sind wir am Samstagvormittag los. Echt geil, ein 163 PS Auto und ich düddel mit 80 über die Landstrassen.

Kurz die ökonomische Streckenbeschreibung

Hamburch
Lauenburch
Lüneburch
Ülzen
Schneverdingen
Undeloh

Die Autobahn hab ich bis dahin nicht ein einziges Mal auch nur gesehen, geschweige denn, den Gasfuss mal bis in die Ölwanne gedrückt - egal.

Wetter war klasse, Dach war offen und irgendwie gings mir gut. Kurz nachdem wir Mümmmelmannsberg (Stadtteil von Hamburch) hinter uns gelassen haben, gings los:

"Ich muss mal"
"Ich hab Hunger"
"Sind wir bald da"
"Ist es noch weit"

Gut, daß das Dach offen war, so konnnte mein Herz meine Erwiderungen nicht wirklich hören.

Erster Stop dann in Ülzen. Schönes Städtchen, tolle alte Häuser, kleine Gassen und ein Bürgerlicher Gasthof. Da kann man einkehren, war ja auch bald 14.00 Uhr. Also erstmal ein Alsterwasser, ein richtiges, nicht diese vorgemischte Plörre aus der Flasche, sieht man immer öfter.

Dann hab ich mir Sauerfleisch mit Bratkartoffeln bestellt, meine LAGin nahm den Matjestopf. Mehr Beweis meines rapiden Altern brauch ich nicht mehr wirklich. Hier mal eine Warnung an alle Norddeutschen, die sich in Ülzen Sauerfleisch bestellen:

Sülzen in Ülzen heissen Sauerfleisch

Nicht nur, daß diese Komiker eine Dreiviertelstunde brauchten, um kalte Sülze mit ein wenig Salat zu umgürten, etwas Remoulade drauf zu klatschen und einige Bratkartoffeln auf dem Teller zu drapieren, nee, das was da als Sauerfleisch auf den Tisch kam, waren zerhackte Reste, inkl. Knorpel und gräulich angelaufenen Innnereien in einer sülzigen Masse. Ich kenn das ja eher so als ganze Scheibe Schweinefleisch mit aussen rum etwas Gelee. Der Fettanteil dieser brockigen Schweinerei lag bei etwa 98%. Aber der Matjes war ein Gedicht.

Von Ülzen aus mussten wir dann, um nach Schneverdingen zu kommen, durch Munster hindurchfahren. Was für ein widerliches Drecksnest. Dagegen ist Schwedt/Oder eine blühende Metropole. In Munster möcht ich nicht mal tot überm Zaun hängen, selbst Fuchs und Hase sind zu stolz, um sich da gute Nacht zu sagen.

Irgendwann kamen wir dann in Schneverdingen an. Tote Hose ist geprahlt. Ein paar verbitterte Touris rannten da noch rum, aber von Heide keine Spur. Ein paar niedersächsische Schnuckenwilderer an den Einfallstrassen boten die üblichen Felle feil, aber keine Heidekönigin huldigte uns Grosstädtern, kein Heidehonig ergoss sich in wilden Strömen über mich, nicht mal ne buckelige Heidebiene war zu sehen. DANKE SCHATZ!

Noch war nicht aller Tage Abend, mein Herz telefonierte mit der Heidekennerin herself: Mutti. Mutti sagte, wir müssten nach Undeloh, da wär es wie wir es uns vorstellten. Langer Rede kurzer Sinn, Undeloh war Munster, nur kleiner und noch geschlossener als Schneverdingen. 2 Häuser und 'ne Pferdetränke, ausserhalb der Heideblüte halten die Eingeborenen sich mit Inzest und Schnuckenpoppen bei Laune, so sah das da aus.

Fazit von bis dahin 7 Stunden rumgegurke:

240 Km verjuckt
1 Sülze gegessen
2 Mal gepinkelt
Festgestellt, daß Mutti von der Heide soviel Ahnung hat wie ich vom Kühe melken
Keine Schnucke gegessen
Keine Schnuckenschuhe gekauft
Der "Ich liebe Dich"-Index meiner LAGin gegenüber um 10 Punkte gefallen

Da hat ich dann die Faxen dicke, steuerte die Autobahn an, brachte die Rennsemmel auf 220 Sachen um so schnell als möglich den Seehof in Lütjensee zu erreichen. Da gibts grandioses Wild, gutes Bier und keine Niedersachsen.

Nun bin ich auch wieder versöhnt.

2 Kommentare:

Jagolina hat gesagt…

Hm...wenn ich seit Wochen rumkrawallt hab und Du erst letztes WE aus dem Quark gekommen bist, dann...

Bist DU schuld, HAHA!

Wikingaer hat gesagt…

Es dauert halt ein paar Wochen, bis sich mein Rückgrat pulverisiert.