Freitag, Oktober 20, 2006

Homer? Da lach ich doch über!

Nein, hier ist nicht Homer Simpson gemeint ihr Blitzbirnen, sondern der alte Grieche.

Es ergab sich, daß ich, um einen sehr guten Kunden zufrieden zu stellen, mir einen Wagen mieten musste, damit in Straussfurt ein grosser Lebensmittelkonzern, welcher Lebensmittel liebt, noch schnell ein wenig Fertigfutter bekommt.

Vom Norden der Republik also auf die A7 Richtung Kassel. Bis zur Abfahrt Lutter war ich guter Dinge. Dann runter von der Wessiebahn und rein in den Harz. Ich musste also von dort aus an Osterode und Seesen vorbei in Richtung Nordhausen um von da aus nach Straussfurt zu kommen. Straussfurt liegt bei Erfurt.

Das allein find ich ja schon toll, Orte im Osten, die nah beieinander liegen, haben oftmals die gleiche Endung. Nordhausen,Sangerhausen,Windehausen, oder die ganzen *-oda ' s.

Dank einer Unmenge von Umleitungen, gesperrter Strassen und mangelnder Beschilderung odyssierte ich also durch den Ostharz und erfuhr mir dabei mannigfaltige Eindrücke aus diesem, mir bisher unbekannten, EU-Nachbarland.

In Thüringen sind einige Tankstellen auch Nachts geöffnet. Wie ich also so gegen 01:30 durch Nordhausen juckel, komme ich an einer Strasse entlang an der gleich 3 Tankstellen einen Nachtservice anboten, vor jeder dieser Tankstellen stand ein aufgemotzter Wolfsburger Kleinwagen, um den eine Horde Hartz-IV-Nachkommen rumlungerte, Musik hörte und sich gemütlich einen ansoff - grandiose Freizeitgestaltung muss ich sagen. Ich musste eigentlich ganz dringend einen Kaffee haben, eine BiFi zwischendurch wär auch gelegen gekommen, aber muss ich mich zwischen desillusionierte Ostbürger begeben, die mir dann meine entgeldete Tätigkeit neiden? Sicherlich nicht. Ausserdem wollte ich den Kontakt zu den Ureinwohner auf ein Minimum begrenzen, wer weiss denn, ob dieser Dialekt nicht ansteckend ist?
Nachdem ich also die Reviere der "Aral-Anarchisten", ihrer Konkurrenten - den "Shell-Säuen" und den "Total-Truppen", oder wie auch immer die Tankengangs da unten sich nennen, verlassen hatte, kam auf den folgenden 70 KM bis Greußen keine einzige lumpige Tanke mehr - na toll.

Endlich bei den Futterliebhabern angekommen, wurde mir von einem gescheiterten Wirtschaftsökologie Studenten, der da den Pförtner machte, lapidar mitgeteilt, daß es ihn einen Scheiss interessiert ob das eine Sonderanlieferung sei, ich habe Termin bis 06.00 Uhr und nu sei es 02.45, da könne ich ja nun 3 Stunden warten. Um 06.05 wurde mir endlich Einlass gewährt und ich durfte an die Rampe, um mein Futter los zu werden.

In Gestalt einer etwa 60-Jährigen Aboriginee erschien die Warenannehmerin und es entspann sich ein sinnfreier Dialog, den ich hier wiedergeben möchte

Osse: Sin das de Sachen von XXX?
Ich: Moin, Joh
Osse: Sin se aus Hambug gekommen?
Ich: Joh
Osse: Sin se damit extra hierher jefahn?
Ich: Joh
Osse: Sin se Hambuga?
Ich: Joh
Osse: Da war ich noch nie, aba Jan Fedder kenn ich, den guck ich imma!
Ich: Ach was, ischa doll

Da hatte sie dann gemerkt, daß ich keinerlei Intention verspürte, den ersten Kontakt mit einer Prä-Ökonomie-Zivilisation herzustellen und machte meine Papiere fertig, auf das ich endlich verschwinden kann.

Der Rückweg gestaltete sich noch schwieriger als der Hinweg. Allein die A38, die aus etwa 75 Teilstücken besteht, welche immer wieder von einer der 150 ausgeschilderten Bundesstrassen unterbrochen wird, die einen im Zick-Zack-Kurs durch den Südharz führen, brachte mich an den Rand des Wahnsinns.

Doch bei meiner Tour durch die etwa 5.000 Gemeinden zwischen Straussfurt und Duderstadt machte ich noch eine bemerkenswerte Entdeckung:

Der obligate Gebrauchtwagenhöker am Ortseingang/-ausgang heisst im Osten wahlweise Vaclav, Pavel oder Iwan und nicht wie hier Ali, Ismail oder Yusuf, ansonsten aber unterscheiden die sich nicht - beide haben Dreieckgirlanden über die Fahrzeuge gespannt, an jedem kleben die Schilder "Schnäppchen / wenig KM / heute erst den Tacho runtergedreht", etc.

Als ich kurz hinter Böseckendorf dann die Demarkationslinie überschritt, machte ich exakt das, was mein Vater anno 1981 bei unserer Rückkehr aus Schwerin tat, als wir die Grenzkontrollstelle Schlutup hinter uns hatten: Ich riss die Arme hoch und schrie "Endlich!!!"

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Und das 16 Jahre nach der Widervereinigung *ggggg

Wikingaer hat gesagt…

Ich sag es Dir, wider der Vereinigung fühl ich mich ja auch seit 16 Jahren

Pauls-wunderwords hat gesagt…

Ach, jetzt weiß ich, warum mir das Witzige aus der arabischen Welt so gefällt:

Das kommt mir alles so bekannt vor.

"Aboriginee" war gut. :)